Noch bis April ist die Ausstellung
der Numismatischen Gesellschaft zum Rückert-Jahr 2016 im Kundenzentrum
der Sparkasse zu sehen. Jetzt erschien auch der Katalog der Medaillen
und Plaketten, die seit 1836 in Sachen Friedrich Rückert und sein Werk
erschienen sind.
Noch bis April ist die Ausstellung der Numismatischen Gesellschaft
zum Rückert-Jahr 2016 im Kundenzentrum der Sparkasse zu sehen. Jetzt
erschien auch der Katalog der Medaillen und Plaketten, die seit 1836 in
Sachen Friedrich Rückert und sein Werk erschienen sind.
Mit dieser achten Monografie ihrer Publikationsreihe unterstützen die
Schweinfurter Münzensammler die Veranstaltungen der Stadt zum 150.
Todestag Rückerts, sagt Ehrenvorsitzender und Autor Reinhold Jordan in
einem Gespräch mit der Redaktion.
Auf den 119 Seiten sind 40 numismatische Objekte katalogisiert, die
sich auf Rückert beziehen lassen – teils in mehreren Varianten. Meist
ist Rückert selbst das Motiv, wobei sich die Künstler an verschiedene
bildliche Vorlagen hielten. Oder aber sie nahmen „einfach das 1890
eingeweihte Rückert-Denkmal auf dem Schweinfurter Marktplatz als
Vorbild“.
Im zweiten Teil des Katalogs geht es um Zitate aus Rückerts Werken,
so aus den „Östlichen Rosen“, dem „Liebesfrühling“ mit Gedichten auf
Rückerts junge Frau Luise oder auch die „Geharnischten Sonette“. Zu
finden ist (Seite 78) auch eine Medaille, die der Verfasser Reinhold
Jordan anlässlich seines 60. Geburtstags – damals 2006 völlig überrascht
– von seinem Vorstand erhielt. Der Bezug zu Rückert ist der Wein, dem
der Dichter immer wieder Zeilen widmete.
Im dritten Teil finden sich die beiden Medaillen, die sich direkt auf
den 150. Todestag beziehen. Einmal ist dies die Kunstmedaille der
Schweinfurter Numismatiker vom Dresdner Künstler Peter-Götz Güttier
(Dezember 2015) und die Medaille der gemeinsam mit der Stadt aufgelegten
Sparkasse vom Januar 2016. Beide sind in der Ausstellung der Sparkasse
zu sehen, die nach dem April an zwei weiteren Orten in Schweinfurt
präsentiert werden soll.
Die Güttler-Medaille zeigt den alten Rückert mit dem Gedicht, das er
1865 als Dank für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Schweinfurt
schrieb: „Von allen Ehren mir am meisten Wert, ist die, mit der die
Vaterstadt mich ehrt.“
Die Sparkassenmedaille zeigt das Altersbild des Dichters von Bertha Froriep auf der Vorderseite.
Die Rückseite zeigt das Alte Gymnasium, das Rückert noch besuchte und
in dem das Rückert-Zimmer untergebracht ist, sowie die Gips-Büste
Rückerts, die der Bildhauer Karl Steinhäuser im 19. Jahrhundert
gestaltete und die heute im Amtszimmer des OB steht. Auflage 500 Stück
in Feinsilber und je 25 Stück in Feingold und Gold.
Der Katalog ist beim Vorsitzenden der Numismatischen Gesellschaft,
Konstantin Lauk, Schillerstraße 22, 97464 Niederwerrn, oder beim
Verfasser Reinhold Jordan, Freitagstraße 32. 97422 Schweinfurt zu
beziehen. Während des Rückertjahrs beträgt der Preis zehn, später zwölf
Euro.
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Wenn Schweinfurt 'Weinfurt' oder 'Mainfurt' genannt worden wäre, hätte Friedrich Rückert sich hier noch wohler gefühlt.
Schweinfurt Es dauert seine Zeit, bis alle „vom Magistrat dieser
Stadt“ eingeladenen Teilnehmer auch wirklich im Jahr 1855 angekommen
sind.
Eine Schweinfurterin ruft bei der Stadtführung mit dem Lehrer und
Stadtchronisten Friedrich Leonhard Enderlein auf die Fragen nach dem
damals regierenden jungen Bürgermeister „Remelé“ dazwischen. Amtsinhaber
aber ist Konrad Schultes.
Und als Federlein, als Theologe unter anderem auch an der von Friedrich
Rückert besuchten Lateinschule (Altes Gymnasium am Martin-Luther-Platz)
tätig, erklärt, dass die Stadt Rückert nun endlich ein Denkmal widmen
wolle, merkt eine andere an, dass es das am Marktplatz doch schon gibt. „Schweinfurt anno 1855 – Leben und Wirken Friedrich Rückerts“
„Schweinfurt anno 1855 – Leben und Wirken Friedrich Rückerts“ ist die
Stadtführung überschrieben. Klaus Reimann schlüpft dazu ins Kostüm des
erwähnten Friedrich Leonhard Enderlein, was auch angemessen ist, weil
ein Rückert-Double eher schwer zu finden wäre: Rückert misst 2,04 Meter.
Das große Denkmal für Rückert, der damals schon auf seinem Landsitz in
Neuses bei Coburg weiter dichtet, gibt es 1855 noch nicht. Es wird erst
1890 aufgestellt.
Erste Station: das Geburtshaus an der Ecke zur Rückertstraße. „Achten
Sie darauf, dass keine Kutsche kommt“, ruft Enderlein. Rückerts Mutter,
Maria Barbara Rückert, habe bis auf den Marktplatz hinausgeschrien, an
die Decke geklopft, „bis der Putz herunterfiel“. Aber Rückert ist auf
der Welt – 16. Mai 1788.
Enderlein vermischt die Historie wunderbar mit solchen Einschüben. Dauerhaftes Schmunzeln ist der Lohn.
So auch bei Folgendem: Sein Vater Johann Adam Rückert wird 1792 nach
Oberlauringen versetzt. Zuvor sei er in Schweinfurt der 51. Jurist
gewesen, bei 5000 Einwohnern, schildert Enderlein und fügt süffisant an:
„Vielleicht wirft das ein Licht auf das einst friedliche Schweinfurt“.
Vorbei an der Johanniskirche zur Lateinschule, dem Alten Gymnasium,
erinnert Enderlein an einen Stadtratsbeschluss von 1542, nach dem
Schweinfurt evangelisch-lutherisch wird.
300 Jahre habe das geklappt, bis sich die Oberschicht über Beamte aus
dem Süden ärgern muss, die „hier Ämter übernahmen“. Das Schlimmste: Sie
waren katholisch.
Unermüdlich fleißig
Die Lehrer im Alten Gymnasium merken schnell, dass Rückert vor allem
ein Sprachgenie ist. „Er war unermüdlich fleißig“, heißt es im
Abgangszeugnis 1805, Rückert sei den Lehrern körperlich wie
intellektuell über den Kopf gewachsen.
Es folgen die Frauen-Geschichten. Den Mädchen habe er gerne
nachgeschaut, meist erfolglos. Die erste großen Liebe läuft Rückert, da
24-jährig, über den Weg, Agnes Müller aus Rentweinsdorf. Schmetterling
nennt er sie. Agnes stirbt 16-jährig an einem Blutsturz. 40 Sonetten hat
er ihr gewidmet.
Bei Marie-Elisabeth Geuß, der nächste Versuch, sind es gar 70. Nützte
aber nichts. Auch diese junge Frau erwidert das Werben nicht. Ein
dritter Versuch bei einer Italienerin scheitert an den Drohungen ihrer
Eltern, die Finger von der Tochter zu lassen.
Sein Glück findet Rückert 1820 bei Luise Wiethaus-Fischer in Coburg.
Ihr, die nur 1,56 Meter klein ist, macht die Größe nichts aus,
derentwegen Rückert so oft gehänselt worden war. Sechs gemeinsame Kinder
erblicken das Licht der Welt. 1822 wird geheiratet, 1823 wird Heinrich,
1824 Karl geboren. 1826 folgen Karl, 1827 Leo und 1829 und 1830 Ernst
und Luise.
Alle erkranken an Scharlach, die beiden Jüngsten sterben daran und
Rückert zerbricht fast an diesem Schicksalsschlag. Es entstehen die über
400 berühmten „Kinderthotenlieder“, in denen Rückert seinen Schmerz
verarbeitet.
Enderlein, der aus ärmsten Verhältnisse stammte, führt auch zu Orten,
die mit Rückert direkt nichts zu tun haben. Gastwirt Georg Joshua
Schwanhäuser, „mein Freund“, erfindet 1856 in seinem Gasthaus Goldener
Stern in der Oberen Straße die Schlachtschüssel.
Er habe eigentlich ein gehobenes Restaurant geplant. Aber als er sah,
„wie die Schweinfurter essen“, räumt er Tischdecken, Teller und
Servietten beiseite. Die Schlachtschüssel vom Brett war geboren,
behauptet Enderlein augenzwinkernd.
Imageproblem
Enderlein liest an fast jeder Station auf der kurzweiligen
Zweistundenrunde ein passendes Gedicht, eine Sonate, Verse. Im Zürch,
neben dem von Peter Vollert geschaffenen Hirten mit seinen Schweinen
packt er das Erwartete aus: „Hättest Mainfurt heißen können, hättest
Weinfurt heißen können, weil du führest Wein. Aber Schweinfurt,
Schweinfurt sollt' es sein!“ So klagt der Ehrenbürger Rückert über das
allererste Imageproblem seiner Heimatstadt.
35 zufriedene Teilnehmer führt Enderlein am 150. Todestag durch
Rückerts Schweinfurt im Jahr 1855. Es wollten einige mehr mit, aber die
hatten sich nicht angemeldet. Schade, dass einige dennoch verärgert
abzogen, zumal es diese lohnenswerte Führung regelmäßig gibt. Die
nächste Mitte Februar.